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Zölia–was? Welt-Zöliakie-Tag am 16. Mai 2023

  • Jede/r 100. ist betroffen! Der Welt-Zöliakie-Tag am 16. Mai soll das Bewusstsein für die Autoimmunkrankheit schärfen

OSNABRÜCK Zölia–was? 840 000 Menschen in Deutschland leiden an Zöliakie. Fast jeder kennt jemanden, der von der Autoimmunkrankheit betroffen ist. Dennoch ist das Wissen um Zöliakie in der Öffentlichkeit nur schwach ausgeprägt. Das Bewusstsein für die Krankheit und die daraus resultierenden Folgen für Betroffene zu fördern, ist ein Ziel des Welt-Zöliakie-Tags, der am 16. Mai begangen wird. Darauf weist die Deutsche Zöliakie-Gesellschaft e. V. (DZG) mit Sitz in Stuttgart hin. Eine Zöliakie-Gruppe für die Region Osnabrück und Landkreis existiert auch vor Ort.

 

Der Welt-Zöliakie-Tag wurde vom Dachverband der europäischen Zöliakie-Gesellschaften AOECS (Association of European Coeliac Societies) ins Leben gerufen und von der Weltgesundheitsorganisation WHO auf den 16. Mai terminiert. In Deutschland findet erst 2024 wieder eine zentrale Veranstaltung statt, bei der zugleich das 50-jährige Bestehen der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft begangen wird.

 

Zöliakie gilt als „das Chamäleon unter den Krankheiten“, da kaum zwei Krankheitsfälle identisch sind. Durchfall und Bauchschmerzen gelten als die klassischen Symptome. Es gibt allerdings Dutzende weiterer möglicher Anzeichen einer unbehandelten Zöliakie, was die Diagnose erheblich erschwert. Betroffene haben häufig einen langen Leidensweg ohne Krankheitsbefund hinter sich, weil das Thema bei vielen Haus- und sogar Fachärzten nach wie vor unter dem Radar läuft. Überhaupt muss laut aktuellen Studien davon ausgegangen werden, dass auf einen diagnostizierten bis zu fünf unentdeckte Fälle von Zöliakie kommen.

 

Verursacht werden die Beschwerden durch das Klebereiweiß Gluten, das in Getreidesorten wie Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste und vielen anderen Lebensmitteln enthalten ist. Die Aufnahme von Gluten führt bei Zöliakie zu einer Entzündung des Dünndarms und einer Rückbildung der Dünndarmzotten. Dadurch können Nährstoffe nicht, wie beim gesunden Menschen, in ausreichender Menge aufgenommen werden. Die Folge sind Mangelerscheinungen.

 

Häufig geht die Zöliakie mit schweren Begleit- und Folgeerkrankungen wie Diabetes, Osteoporose oder sogar Tumorerkrankungen einher. Zöliakie kann in jedem Alter neu auftreten. Mediziner gehen angesichts steigender Fallzahlen heute davon aus, dass auch ein geschwächtes Immunsystem und Umweltfaktoren den Ausbruch einer Zöliakie begünstigen können.

 

Nach wie vor gibt es keinerlei ursächliche Behandlung der Autoimmunkrankheit. Einzige „Therapie“ ist die strikte, lebenslange glutenfreie Ernährung. Selbst allerkleinste Spuren von Gluten (Kontaminationen) können für Betroffene massive gesundheitliche Folgen haben. Klingt dramatisch, ist es auch. Die gute Nachricht: Durch eine konsequent glutenfreie Ernährung können sich Darmzotten und Darmschleimhaut regenerieren.

 

Neben den medizinischen Folgen müssen Betroffene zahlreiche Herausforderungen im Alltag meistern. Glutenfreie Lebensmittel sind in aller Regel erheblich teuer als herkömmliche Produkte. Die Lebensqualität leidet oft darunter, dass man nicht mit Familie oder Freunden einfach in das nächstbeste Restaurant gehen kann. Die Planung des Urlaubs ist mit Zöliakie sehr viel aufwendiger. Sind zöliakiebetroffene Kinder in der Ganztagesbetreuung, müssen sie oft ihr eigenes Essen mitbringen, weil die Schule nicht sicher glutenfreie Verpflegung anbieten kann. Viele Senioren finden aus ähnlichen Gründen keinen passenden Heimplatz.

 

Das sind nur einige Schlaglichter auf die vielen Folgen, die Zöliakie mit sich bringt. 840 000 Menschen in Deutschland und ihre Angehörigen wären froh, wenn das Thema den ihm zustehenden Stellenwert in Öffentlichkeit und Politik finden würde.

 

  • Die Deutsche Zöliakie-Gesellschaft e.V. (DZG) wurde 1974 als Selbsthilfeverein einiger Eltern betroffener Kinder gegründet. Heute vertritt sie die Interessen von 42 000 Mitgliedern. Die DZG unterhält bundesweit etwa 180 Kontaktgruppen, die von geschulten Kontaktpersonen geleitet werden und ist so in allen Bundesländern präsent.